RAISE 2025: Zwischen KI-Souveränität, Superagenten und süßen Macarons aus Paris
Im Juli hatte ich durch die Anexia die tolle Möglichkeit, gemeinsam mit meinem Kollegen Harald Nezbeda am RAISE Summit 2025 in Paris teilzunehmen. Die Veranstaltung fand im Carrousel du Louvre statt und versammelte unter dem Motto „Where visionaries and AI converge“ mehr als 6.500 Teilnehmer:innen aus der gesamten KI-Welt.
Die Konferenz bot nicht nur erstklassige Sessions mit Top-Speaker:innen, sondern auch lebendigen Austausch über KI-Tools, Trends und Herausforderungen auf dem Weg zu vertrauenswürdiger und skalierbarer KI. Und ja, zwischen Talks über Souveränität, Governance und Agenten blieb auch noch ein wenig Zeit für spannende Gespräche, einen schnellen Espresso und das eine oder andere Macaron – schließlich waren wir in Paris! 🇫🇷
Erste Eindrücke: Anreise und Sightseeing
Unsere Reise begann frühmorgens am Flughafen Klagenfurt, leicht verspätet und regnerisch, aber voller Vorfreude. In Paris angekommen hatten wir ein wenig Zeit, die Stadt zu erkunden: Die Besichtigung des Arc de Triomphe ist jedenfalls sehr empfehlenswert. Nach einem kurzen Abstecher ins beeindruckende Museum de Louvre (ja, wir haben die Mona Lisa gesehen!) und einem kleinen Abenteuer mit dem öffentlichen Verkehr (Tipp: IDF Mobilités App vorher installieren!) kamen wir erfolgreich am Konferenzort an.
Das Carrousel du Louvre befindet sich direkt angrenzend an das Museum de Louvre und erwies sich als idealer Veranstaltungsort. Die Organisation war sehr gut: QR-Codes auf den Badges, getrackte Eintritte in Sessions, klar strukturierte Tracks und eine große Ausstellungshalle mit Partnern und Sponsoren. Einzig die örtliche Orientierung war anfangs etwas schwierig – bis wir die Karte mit allen relevanten Orten endlich gefunden haben. Weiters war die Dichte der Sessions sehr hoch, wir mussten die eine oder andere Session auslassen, um Zeit für Austausch mit Firmenvertreter:innen und andere Besucher:innen zu haben. Mit etwas Planung im Voraus hat es aber sehr gut geklappt, beides erleben konnten: Networking zum einen und viele interessante Eindrücke zu verschiedensten Themen in Keynote-Sessions und Workshops zum anderen.
Spannende Themen & persönliche Highlights
Die führenden Themen waren recht vielfältig. Im Folgenden gebe ich einen kurzen Abriss der spannendesten und für uns relevantesten.
Souveräne KI und Governance
Souveräne KI war eines der zentralen Themen: Europas Streben nach Unabhängigkeit von US-Infrastruktur betrifft nicht nur Infrastruktur und Datenschutz – beides ist inzwischen berechtigterweise stark im öffentlichen Diskurs präsent – sondern auch kulturelle Werte und strategische Autonomie. Wahre Souveränität endet nicht bei der Hardware und bei der Unabhängigkeit von Software (Stichwort Lizenzen und VMware), sondern beinhaltet beispielsweise auch die Integration unserer Werte und Prinzipien in Modellen (Stichwort Grok). Dennoch bleibt souveräne Infrastruktur eine notwendige Voraussetzung. Ohne eigene Rechenzentren, europäisch betriebene KI-Plattformen und unabhängige Datenverarbeitung bleibt der Anspruch auf KI-Souveränität halbherzig umgesetzt und eine leere Hülle.
Agentic AI – Vom Tool zum Teammate
KI-Agenten sind Softwareprogramme, die künstliche Intelligenz nutzen, um Aufgaben selbstständig und ohne menschliches Zutun auszuführen. Diese entwickeln sich in den letzten Monaten rasant weiter. Statt einfacher Automatisierung entstehen komplexe, autonome Workflows mit integrierter Planung, Kontextverarbeitung und Tool-Nutzung. Im Workshop „Agentic Pipelines orchestrating open source LLMs“ von Dylan Bristot mit n8n und Nebius AI Studio wurde gezeigt, wie offene Modelle orchestriert und mit Datenbanken oder Tools wie Google Sheets oder Nextcloud verbunden werden. Neue Interfaces ersetzen klassische GUIs – man definiert ein Ziel, der Agent erledigt den Rest. Für mich war das technisch wie konzeptionell ein kleiness Aha-Erlebnis und eröffnet unendliche Möglichkeiten für Automatisierung von Prozessen, mit oder ohne KI-Komponenten.
Open Source als Beschleuniger für vertrauenswürdige KI
Ein zentrales Learning oder viel mehr eine Bestätigung vom Summit: Open Source ist nicht nur offener Code, es ist eine Haltung, die oft vielfältige Vorteile bringt. Der Erfolg von ChatGPT hat einen regelrechten Boom an Open-Source-Alternativen wie Llama ausgelöst und damit auch den Fortschritt bei Closed-Source-Modellen enorm beschleunigt. Ein gegenseitiger Verstärker, von dem die gesamte KI-Entwicklung profitiert.
Gleichzeitig wurde nicht nur von Jim Zemlin (Linux Foundation), Matt Hicks (Red Hat) und Mitchell Baker (Mozilla) betont: Erfolgreiche Open-Source-Projekte sind nicht einfach „Community-basiert“, sie sind die Community. Wer hier Vertrauen aufbauen will, muss zuhören, beitragen und transparent agieren. Und wer mit Open Source erfolgreich Geld verdienen möchte, sollte eines unbedingt mitbringen: Klarheit von Anfang an. Die Lizenzwahl muss passen und es braucht so etwas wie einen moralischen Vertrag mit der Community, insbesondere dann, wenn kommerzielle Komponenten dazukommen.
Graph-Technologien als Game Changer?
Graph-Datenbanken wie Neo4j sind darauf spezialisiert, nicht nur einzelne Datenpunkte, sondern auch deren Beziehungen zueinander abzubilden, etwa Verbindungen zwischen Entitäten, Modellkomponenten oder Entscheidungspfaden. Gerade diese Beziehungsstruktur macht Graph-Technologie so wertvoll für Explainability und Governance im KI-Kontext.
Graph-Technologien liefern die strukturelle Grundlage, um KI-Systeme zu entwickeln, die nicht nur leistungsfähig, sondern auch transparent, nachvollziehbar und regulatorisch anschlussfähig sind. Sie könnten entscheidend sein für nachvollziehbarere Datenflüsse und Entscheidungspfade und bessere Interpretierbarkeit von Modellen. Gerade im Hinblick auf kommende Regulierungen wie den EU AI Act könnten Graphdatenbanken somit eine Schlüsselrolle einnehmen. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt!
Lovable
Ein persönliches Highlight war der Fireside Chat mit Anton Osika, CEO & Founder von Lovable. Er erklärte, wie asynchrone Coding-Agenten hunderte Tasks parallel in VMs abwickeln können, voll integriert mit Tools wie GitHub und Notion (übrigens ein sehr mächtiges Tool mit ganz brauchbarer KI-Integration). Die Skalierung innerhalb weniger Monate war beeindruckend. Besonders hängen blieb aber die Philosophie dahinter: Teams, die Probleme lösen, sind wichtiger als technologische Alleinstellungsmerkmale. Ich werde Lovable in nächster Zeit definitiv mal ausprobieren und über die Erfahrungen berichten!
Fazit
Was bleibt? Wir kehren zurück mit frischen Ideen, einem geschärften Blick für aktuelle und mögliche zukünftige Trends und dem klaren Ziel, vertrauenswürdige KI aktiv mitzugestalten. Und wir freuen uns schon aufs Ausprobieren und Evaluieren von neuen Tools. Ein großer Dank nochmal an Anexia für die Möglichkeit und an den perfekten Reisebegleiter Harald für die stets inspirierenden Gespräche zwischen Croissants und Regenschauer!
✨ Bonus: Haralds lesenswerter Post: My Experience at RAISE Summit 2025: AI Insights from Paris
*Ich freue mich über jegliche Kommentare zu diesem Blog-Post per Email! Weiters ist zu beachten, dass die deutsche Version dieses Blog-Posts geringfügig von der englischen Version abweichen kann, der Inhalt ist aber auf jeden Fall derselbe.
Neueste Beiträge
- RAISE 2025: Zwischen KI-Souveränität, Superagenten und süßen Macarons aus Paris (26.07.2025)
- Sub Auspiciis-Promotion und Ehrenring-Verleihung beim Bundespräsidenten (20.03.2024)
- Forschungsaufenthalt in Nancy, Frankreich (29.09.2022)
- Summer School in Park City, USA (20.08.2022)
- Forschungsaufenthalt in Nancy, Frankreich (15.03.2022)
- Vortrag @ Probability and Combinatorics Seminar in Uppsala (09.12.2021)
- Das (fast) perfekte Weihnachtswichteln (03.12.2021)
- Über eine spezielle Art von Primzahlen (31.03.2021)